Westernhagen Unplugged - Sexy mal ganz anders, aber es geht ihm gut
Wenn man ein Buch über deutsche Rockmusik schreibt, dann darf ein Name auf keinen Fall fehlen: Marius Müller-Westernhagen. Der inzwischen 69jährige ist seit 1974 musikalisch auf den Bühnen des Landes unterwegs und heute nicht mehr wegzudenken. Gestern in der Mercedes-Benz Arena in Berlin präsentierte er sein aktuelles Projekt "Westernhagen unplugged". Rockmusik ganz leise, kann das klappen das?
Vom: 25. August 2018 | Autor: Dennis Hahn
Westernhagen Unplugged - Sexy mal ganz anders, aber es geht ihm gut (C)Foto: BerlinMagazine.de
Das Marius Müller-Westernhagen nun schon seit einigen Jahren in der Hauptstadt Berlin wohnt ist kein Geheimnis und er macht ebenso kein Geheimnis daraus, dass er die Stadt und die kreative Umgebung liebt. So war es ihm gestern beim Konzert in der Mercedes-Benz Arena auch deutlich anzumerken, dass es für ihn ein ganz besonderer Abend ist und er erwähnt dies auch mehrmals.
Die Arena war gut gefüllt. Und das obwohl es kein typisches Westernhagen Konzert werden sollte, weil an diesem Abend wurden die E-Gitarren und Verstärker zu Hause gelassen und es hieß: Westernhagen "unplugged". Zu seinem 50jährigen Bühnenjubiläum im Jahre 2016 spielte der Meister ein MTV unplugged Konzert und es folgten ein Album und eine Tour, die nach dem Konzert in der Waldbühne im letzten Jahr nun schon ein zweites Mal Halt in der Hauptstadt macht.
Unplugged Konzerte sind in den letzten Jahren schon ein kleiner Trend geworden: Udo Lindenberg, Andreas Gabalier, Placebo, Eric Clapton, Nirvana, Maria Carrey, usw. All diese Künstler verschiedener Stilrichtungen traten schon bei diesem höchstangesehenen Format in der Welt der Akustikkonzerte auf. Manch einer wird sich natürlich die Frage stellen: Rockmusik akustisch, kann das funktionieren?
Im Fall von Westerhagen lässt sich das mit einem kurzen und klaren: Ja! beantworten. Und es funktioniert sogar ganz fantastisch.
Das Besondere an so einem Akustik-Gig ist, dass die Songs teils komplett anders arrangiert wurden, ganz andere Elemente und musikalische Stilrichtungen mit einfließen, so dass bei den ersten Tönen der Titels dieser vielleicht noch gar nicht zu 100% zu erkennen ist. Aber am Ende war auch dieses Konzert natürlich eine eine umfassende Retrospektive von Westernhagens beispielloser Karriere. "Sexy", "Es geht mir gut", "Johnny Walker" und natürlich "Freiheit" durften im Set nicht fehlen und auch wenn die starken E-Gitarren Riffs fehlten, die unverkennbare Stimme des gebürtigen Düsseldorfers ließ jeden einzelnen Songs dann doch wieder typisch Westernhagen werden.
Die Bühne war minimalistisch, aber stilvoll gehalten. Um ihn herum eine fantastische Band, super Musiker, langjährige Freunde und Wegbegleiter, wie der ostfriesische Musiker-Riese Carl Carlton an der Gitarre, ein klasse Gitarist, Pianist Kevin Bents, der auch seit Jahren der musikalische Direktor ist, Saxofonist Frank Mead und Geigerin Gillian River, um nur einige Namen zu nehmen. Sie sorgten an diesem Abend zusammen mit ihrem Bandleader dafür, dass das Berliner Publikum schnell in Wallung kam und sich so auch nicht auf ihren Stühlen halten konnte.
Das Konzert war alles, nur nicht langweilig, auch wenn etwas leiser als sonst. Aber das tat der Stimmung und auch dem Drive der Stücke keinen Abbruch. Durch die Neuinterpretationen und -arrangements, erlebten die Berliner Fans teilweise die Stück ganz neu, aber mit dem selben in Inhalt und der Botschaft, der oft sehr gesellschaftskritischen Texte.
Gut, manch eingefleischter Fan wird am Ende doch sage, hätte er mal lieber "mit Stecker" gespielt, weil so ist es kein Rock mehr. Aber Westerhagen überzeugte gestern in der Arena nicht nur durch eine fantastische Zusammenstellung an Songs aus der langen Zeit seiner musikalischen Laufbahn (es war auch einige Titel dabei, die er seit den 90er Jahren nicht mehr gespielt hat, wie "Auf 'ner einsamen Insel"), sondern allein schon durch seine "Superstar-Aura", sein Charisma und auch durch eine Emotionalität, die ab und an vielleicht etwas aufgesetzt wirken mag, man ihm am Ende aber doch abnimmt, weil es es einfach liebt auf der Bühne zu stehen, gradlinig und eigensinnig ist und auch dieses Kapitel seiner nun über 50jährigen musikalischen Karriere einfach mit Bravur meistert und weiterhin begeistert.
Um jetzt die Eingangsfrage "Rockmusik ganz leise, kann das klappen das?" abschließend zu beantworten: Ja, das klappt! Und das ganz nach dem Motto: "Sexy" mal ganz anders und es geht im gut dabei!
Setlist:
Für 'ne bess're Welt
Hass' mich oder lieb mich
Ladykiller
Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz
Weil ich dich liebe
Wir haben die Schnauze voll
Luft um zu atmen (mit seiner Freundin Lindiwe Suttle)
Es geht mir gut
Lass' uns leben
Alphatier
Liebe (Um der Freiheit Willen)
Liebeswahn
Sexy
Taximann
Mit 18
Wieder hier
Halt mich noch einmal
Zugabe Nr.1:
Unter meinem Fingernagel
Auf 'ner einsamen Insel
Johnny W.
Zugabe Nr.2:
“Heroes”/“Helden”(David Bowie cover)
Freiheit
Galerie
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