Jasmin Tabatabai - Wenn ein Mensch lebt - Erstes Musikvideo des aktuellen Album
Vor kurzem (20. Mai 2016) ist das Jasmin Tabatabai Album „Was sagt man zu den Menschen wenn man traurig ist?“ erschienen. Hierzu ist nun auch erste Musikvideo „Wenn ein Mensch lebt“ zu sehen.
Vom: 21. Juni 2016 | Autor: Dennis Hahn
Jasmin Tabatabai-Wenn ein Mensch lebt - Erstes Musikvideo des aktuellen Album (C)Foto: Felix Broede
Das 2011 erschienene Liederalbum „Eine Frau“, auf dem sich die Schauspielerin, Sängerin und Autorin Jasmin Tabatabai zum ersten Mal in einem von dem Schweizer Saxofonisten, Komponisten und Arrangeur David Klein maßgeschneiderten Jazzgewand präsentierte, war eine Offenbarung.
Fünf Jahre und an die hundert Konzerte später ist aus der prickelnden Affäre zwischen Jasmin Tabatabai und dem Jazz eindeutig mehr geworden. „Das ist jetzt eine sehr ernsthafte Liebesbeziehung“, sagt die Sängerin, „man kann sich ungeschminkt zeigen und muss keine Angst davor haben, dass der andere sofort wieder abhaut.“
Dieses liebevollen Vertrauen ist in jedem Takt, in jedem Atemzug auf „Was sagt man zu den Menschen, wenn man traurig ist“ zu hören, dem zweiten gemeinsamen Album von Tabatabai und ihrem kongenialen Musikpartner David Klein. Kam „Eine Frau“ mit großem Orchester und zahlreichen Gastsolisten noch wie ein Blockbuster in Technicolor daher, mutet Tabatabais aktuelle Veröffentlichung wie ein intimes Schwarz-Weiß-Portrait von Henri Cartier-Bresson an. Noch vielschichtiger und mutiger als beim Erstling ist die von Klein vorgenommene Stückauswahl, die diesmal einen Bogen von den 30er Jahren und Kurt Weill über Tabatabais englische Rock-Hymnen aus den 90ern bis hin zum französischen Chanson und einem persischen Folk-Song schlägt. Die Lieder erstrahlen nun in einem radikal anderen Licht: Klein und sein mit Olaf Polziehn (Piano), Ingmar Heller (Bass), Peter Gall (Drums) und Matthieu Michel (Trompete) hervorragend besetztes Quintett evozieren in den feingliedrigen Arrangements die Erinnerung an die goldene Zeit des legendären „Blue Note“-Labels und an Künstler wie Miles Davis, John Coltrane, Horace Silver oder Lee Morgan.
Das ist die perfekte Grundlage für Jasmin Tabatabais höchst differenzierte Vortragskunst, mit der sie jede auch noch so versteckte Bedeutungsnuance den Texten entlockt und wachküsst. „Ich bin jedes Mal geradezu fassungslos, wie natürlich sie an einen Song herangeht und ihm einen eigenen Stempel aufdrückt“, zeigt sich Klein beeindruckt, der unter anderem schon mit Hannelore Elsner, Xavier Naidoo, Joy Denalane oder Herbert Grönemeyer zusammenarbeitete.
Die Stücke auf „Was sagt man zu den Menschen, wenn man traurig ist“ legen von dieser lyrischen Instinktsicherheit ein beredtes Zeugnis ab. Sei es die zarte Zerbrechlichkeit, mit der Tabatabai den auf einem Text von Ulrich Plenzdorf basierenden, von Peter Gotthardt komponierten Puhdys-Klassiker „Wenn ein Mensch lebt“ aus dem DDR-Kultfilm „Die Legende von Paul und Paula“ interpretiert, sei es in der müden, seelenwehen Laszivität, mit der sie Kurt Tucholskys „Anna Luise“ aus der „Gripsholm“-Verfilmung wiederbegegnet (im Rahmen der Dreharbeiten lernten sich Tabatabai und Klein 1999 kennen). Geradezu Rap-Qualitäten zeigt die Sängerin in der atemlos-atemberaubenden Choro-Version von Reinhard Meys 1988 entstandenem Familiensong „Aller guten Dinge sind drei“. „Dieses Lied ist so unglaublich wahr“, lacht Tabatabai, selbst dreifache Mutter, „sogar meine eigenen Kinder sagen: Hä, woher kennt der uns?“
Die Aktualität, die das Album trotz seiner musikalischen Zeitlosigkeit birgt, manifestiert sich deutlich an mehreren Stellen. Zuallererst natürlich im Titelstück. „Was sagt man zu den Menschen, wenn man traurig ist“ stammt von Georg Kreisler, den Klein gut kannte. „Wahnsinnig zeitgemäß“ findet Tabatabai die für Kreislers Verhältnisse ungemein stille Abrechnung mit der Spaßgesellschaft. „In einer Gegenwart, in der sich alles zu radikalisieren scheint und in der sich jeder sofort reflexhaft gegenseitig beschimpft, würde ein bisschen mehr Zurückhaltung, ein bisschen mehr Schweigen gut tun“, glaubt die Sängerin.
Und auch „Youkali“, Kurt Weills 1934 im französischen Exil verfasstes Stück über ein utopisches Land, in dem sich jeder geachtet, geliebt und frei fühlen darf, bekommt angesichts der Flüchtlingsströme auf dem europäischen Kontinent eine aktuelle Dimension. „Ich kann es nachvollziehen, dass man in ein anderes Land geht, weil man Freiheit und Menschenrechte möchte“, erklärt die in Teheran geborene Deutsch-Iranerin Tabatabai, die 1979 mit ihrer Familie aus dem Iran auswanderte, „genau das haben damals meine Eltern getan, damit ihre Kinder in Freiheit aufwachsen können. Alles das, was ich heute bin – Sängerin, Schauspielerin - wäre für mich nicht möglich gewesen, wenn wir im Iran geblieben wären.“
Es ist ein Segen. Vor allem für den Jazz. „Was sagt man zu den Menschen, wenn man traurig ist“ – Jasmin Tabatabai und David Klein finden berührende Antworten auf diese Frage.
Veröffentlichungstermin: 20. Mai 2016
Video: Jasmin Tabatabai „Wenn ein Mensch lebt“
Jasmin Tabatabai Live:
24.06.2016 Bad Hersfeld – Eröffnung Festspiele
17.09.2016 Schweinfurt – Nachsommer
18.09.2016 Freiburg – Jazzfestival
19.09.2016 WDR - Westart (TV)
08.10.2016 Potsdam – Nikolaisaal
03.11.2016 Nürnberg – Tafelhalle
10.11.2016 Dresden – Jazztage
19.11.2016 Baden Baden – Kurhaus Casino
29.12.2016 Essen – Grillo Theater
2017:
10.02.2017 Coesfeld – Konzerttheater
23.02.2017 Jena – Volkshaus
18.03.2017 Bad Elster – König Albert Theater
06.05.2017 Freyburg – Rotkäppchen Sektkellerei
19.05.2017 Lörrach – Burghof
21.10.2017 Taufkirchen – Kulturzentru
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