Rammstein 2023 in Berlin – Groß, größer, Rammstein-Show
Es mag ziemlich "sinnlos" erscheinen, eine Rezension über Rammstein zu schreiben. Groß, frech, choreographiert, ausgefeilt, professionell und laut - die Jungs von Rammstein haben in den letzten knapp drei Jahrzehnten die Messlatte für Liveshows sehr, sehr hoch gesetzt. Nun gastierten sie gestern im Olympiastation in Berlin, die erste von drei Show mit jeweils 60.000 Zuschauern und wir waren dabei.
Vom: 16. Juli 2023 | Autor: Dennis Hahn
Rammstein 2023 in Berlin – Groß, größer, Rammstein-Show (C)Foto: BerlinMagazine.de (Fanfoto)
Eine schlechte Rammstein-Show gibt es einfach nicht. Das Konzert der Band verwandelte die Hauptstadt Berlin in ein schwarzes Meer, als Metalheads aus dem ganzen Land und eigentlich aus der ganzen Welt kamen, um der Band zu huldigen, die sich ihrem 30-jährigen Jubiläum (2024) nähert und rund um den Erdball zu einem Export-Schlager Deutschlands geworden ist. Die Bars, Kneipen und Restaurants im Stadtteil Charlottenburg waren rappelvoll und das Wetter, zeigte sich von seiner freundlichsten Seite und war herrlich sonnig und verdammt heiß, was die Stimmung noch verstärkte.
Also man das Stadion betrat, kam der erste WOW-Effekt. Die gigantische Bühne dominierte das Stadion mit separaten Türmen im hinteren Teil des Stehplatzbereichs. Es war fast unmöglich, die schiere Größe und das Ausmaß des Ganzen zu erfassen und das industrielle Thema verlieh dem Ganzen eine unheimliche Note. Die Stimmung war von der ersten Sekunde an ausgelassen und bestens. Es gingen La-ola-Wellen durch das Stadion und das französische Piano-Duo Abélard sorgte für einen tollen Einstieg in einem langen Abend.
Gegen 20:30 Uhr begann dann das Intro und zum/mit dem „Rammlied“ betraten die Mannen von Rammstein die Bühne oder man kann auch sagen, sie erschienen, Till Lindemann über einen Lift vom "Himmel" kommend und die anderen Bandmitglieder kamen teils unten aus der Bühnen „herausgefahren“. Rammstein, das sind Sänger und Frontmann Till Lindemann, die Gitarrist Richard Kruspe und Paul Landers, Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz, Bassist Oliver Riedel und Schlagzeuger Christoph Schneider.
Als diese Tour ursprünglich geplant war, war das neueste Album der Band, "Zeit" (2022), noch nicht veröffentlicht worden und man fragt sich, ob es ein komplettes Greatest Hits-Paket geben würde. So aber haben Rammstein vier neue Tracks in ihr Set gepackt, die stolz neben vier Songs des "Unbetitelten" Albums von 2019 stehen.
Nach dem Auftakt mit dem "Rammlied" dauerte es eine Weile, bis sich der Sound eingependelt hatte, aber als "Links 2-3-4" und "Sehnsucht" die erste von einer Million Flammenausbrüchen einleiteten, hatte sich die Lage geglättet und das Stadion erklang zum donnernden Gebrüll von Rammsteins brutalem Musikstil. Laut und druckvoll war der Sound, sehr gut abgestimmt und klar. Til Lindemann muss mehr Fläche abdecken als ein Mittelfeldspieler der ersten Liga, denn sein ständiges Herumlaufen auf der Bühne dominiert den Fokus. Flankiert von dem Duo Paul Landers und Richard Kruspe knurrte, brüllte, murmelte und sang Lindemann sich nach und nach ein.
Es wurde schon viel über die riesige Menge an Feuer und Flammen gesagt, die die Band produziert und obwohl Greta Thunberg wahrscheinlich nicht glücklich mit der Show gewesen wäre, war das schiere Ausmaß der Feuerkraft, die Rammstein ausstrahlte, erstaunlich. Rauchsäulen hingen lange Zeit über dem Stadion und die ständigen Explosionen im Laufe des Sets veranlassten praktisch jeden Handybenutzer dazu, zur Kamera zu greifen. Zu nennen hier als besondere Highlights Tils sich drehendes Feuerwerk bei „Engel“, Einsatz verschiedener Flammenwerfer eine „explodierender“ Kinderwagen. Das war nur der Anfang. Nicht zu vergessen Milliarden von Konfetti, die am Ende der Show immer noch von den Dachsparren herabflatterten.
Während die „neuen“ Songs begeistert aufgenommen wurden, war es unvermeidlich, dass das ältere Material die größten Reaktionen hervorrief. Interessanterweise wurden die Stücke von "Rammstein", einem nur vier Jahre alten Album, mit am meisten bejubelt. Radio", "Ausländer", "Puppe" und ein unterhaltsames Richard-Krupse-Remix-Intro zu "Deutschland" wurden ebenso begeistert aufgenommen wie "Ich Will" und ein gewaltiges "Du Hast", bei dem das ganze Stadion mitbrüllte.
„Engel“ performten sie auf der B-Stage in der Mitte des Stadions. In diesem Moment „brach der Himmel auf“ und es begann zu regnen. Irgendwie passend. Und tausende von Telefonlampen erhellen das Olympiastadion. Magisch. Im Anschluss „surfte“ die Band in Schlauchbooten über die Menge zur Bühne und Till nahm sie dort in Empfang.
Als die Band mit "Adieu" und einem herzlichen Dankeschön von der Bühne ging und dem Rückzug in den Himmel über ihren „Aufzug“ die Veranstaltung beendete, regnete es zwar, aber die Stimmung war ungetrübt, nein sogar gans wunderbar. Wer Rammstein schon einmal gesehen hat, weiß genau, was wir gesehen haben. Es ist ein Spektakel, das jede andere Show von jeder anderen Band übertrifft. Sie sind die wahren Meister des Exzesses. Vielleicht im nächsten Jahr zum 30. Jubiläum noch größer!? Warten wir es ab!
Anmerkung: Klar sind auch uns die ganzen Ereignisse in den letzten Wochen und Monaten bewusst. Dennoch möchten wir hier uns rein auf die musikalische Berichterstattung beschränken und uns an dieser Stelle an keinen Spekulationen und Mutmaßungen in keine Richtung beteiligen. Aber auch wir verurteilen jede Art von Gewalt und ungewollte Übergriffe jeglicher Art. Somit warten wir ab, was nun in den nächsten Monaten die Ermittlungen ergeben.
Setlist
Rammlied
Links 2-3-4
Bestrafe mich
Giftig
Sehnsucht
Mein Herz brennt
Puppe
Angst
Zeit
Deutschland (Remix by Richard Z. Kruspe)
Deutschland
Radio
Mein Teil
Du hast
Sonne
1. Zugabe:
Engel (mit Abélard)
Ausländer
Du riechst so gut
Ohne dich
2. Zugabe
Rammstein
Ich will
Adieu
Galerie
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