Mr. Slowhand Eric Clapton und Italo-Rocker Zucchero rocken bei Berliner Open Air

Zugegeben war am gestrigen Sonntag nicht das beste Wetter für ein Open Air Konzert in Berlin. Dennoch fanden gut 18.000 Leute in Weg in die schöne Berliner Waldbühne. Bewaffnet mit Regenjacken und viel geduldet, bildeten sich schon um 15:30 Uhr große Schlangen am Glockenturm. Grund dafür gleich zwei Größen des Blues-Rock: Zucchero und Eric Clapton gaben sich gleich im Doppel die Ehre diesen Abend

Vom: 30. Mai 2022 | Autor: Dennis Hahn

Eric Clapton & Zucchero - Das emotionalste Rockereignis 2022        (C)Foto: Semmel/United Promoters

Eric Clapton & Zucchero - Das emotionalste Rockereignis 2022 (C)Foto: Semmel/United Promoters

Es war eins der ersten großen Open-Air-Konzerte in 2022 in Berlin am gestrigen Sonntag. Ort des Geschehens, Deutschlands größte Freilichtbühne, die Berliner Waldbühne. 22.290 Zuschauer können hier in idyllischer Kulisse Platz finden. Ganz voll war es gestern nicht, aber dennoch wollten sich ca. 18.000 Fans sich diesen Abend mit viel Blues und Rock nicht entgehen lassen.

Der Konzerttag fing schon früh um 15:30 Uhr mit dem Einlass an. Nach und nach strömten die Leute in die Waldbühne und nahmen ihre Plätze ein. Was schon anfangs ersichtlich war, dass es an diesem Abend eher minimalistisch zugehen wird: Kein großes Bühnenbild oder „Deko“, keine große LED Wall in der Mitte und auch sonst keine „Show-Elemente“. Somit 100% Konzentration auf die Musik. Auf der einen Seite kann man sagen, schön das die Musik im Vordergrund steht, auf der anderen Seite kann man auch sagen, bei Ticketpreis zwischen bis 300€ kann man auch mal etwas mehr erwarten.

Den Anfang machten um 16:30 Uhr die „The Bluesanovas“. Blues „made in Germany“. In den vergangenen Jahren erarbeitete sich das Quintett den Status eines absoluten Live-Geheimtipps und konnte Fans wie Kritiker gleichermaßen von ihrem Retro-Stil u?berzeugen. Ihr guter Ruf eilte den dreifachen „German Blues Award“-Gewinnern voraus und so ist es eigentlich kaum verwunderlich, dass sie nun Eric Clapton auf seiner kompletten Deutschlandtour 2022 als Support begleiten. Mit ihren bislang zwei veröffentlichten Alben und einer EP können die Fünf auf den großen Bu?hnen aus allen Vollen schöpfen und beweisen, zu was Blues „made in Germany“ fa?hig ist. Und das taten sie an diesem Abend auch. Definitiv ein würdiger Auftakt für Das, was an dem Abend noch kommen sollte.

Und um 18 Uhr war es dann so weit. Der Großmeister des Italo-Rocks betrat die Bühne: Zucchero. Wie üblich mit großem Hut und heute mit markanter, gelber Jacke legte er los mit dem ersten Song „Spirito nel buio“. In Italien ist er ein absoluter Superstar. Gleich dreizehn Mal schaffte er es in seiner Karriere bisher an die Spitze der italienischen Charts. Aber auch in Deutschland kletterten seine Alben immer wieder in die Top 50 und höher. Und das obwohl oder gerade, weil erst zu 99% nur auf Italienisch singt. Persönlich muss ich sagen, dass ich diese Sprache bei Gesang sehr mag. Hat einfach etwas Schönes.

Der 66jährige ist einfach ein Garant für gute Laune. Das macht zum einen seine Art, aber eben auch die Musik, eine Mischung aus Blues, Rock und Gospel. In seiner langen Karriere hat er auch mit vielen anderen großen Musikern Songs aufgenommen. Die vielleicht bekannteste Kooperation war 1992 mit Star-Tenor Luciano Pavarotti mit dem er den Song „Miserere“ aufnahm. Und auch der Song „A Wonderful World“ feat. Eric Clapton. Sehr passend an diesem Abend.

Die Setlist war eine Reise durch knapp 40jährige Musik-Karriere. Von seinem vorletzten Album D.O.C., über das, wie finde, Knaller-Album „Black Cat“ bis hin zum Album „Miserere“ aus dem Jahre 1992. Highlights aus der Setlist an diesem Abend: „Miserere“, „Diamante“, „X colpa di chi?“ und „Diavolo in me“. Wie schon eingangs gesagt, Fokus an diesem Abend lag auf der Musik, auf den Künstlern, ohne viel Brimborium. Ob mit Gitarre oder „nur“ am Mikrophon, der Italiener wusste an diesem Abend die tausenden Besucher in der Waldbühne in seinen Bann zu ziehen. Toller Auftritt!

Und dann wurde es um 20 Uhr Zeit für Mr. Slowhand, Eric Clapton. Warm eingepackt mit Jacke und Hoodie betrat er die Bühne und legte los mit dem ersten Song „Pretending“. Ohne Übertreibung ist Clapton seit den 1960er Jahren eine der treibende Musiker des Bluesrocks. Mehre hunderte Millionen verkaufte Tonträger sprechen eine eindeutige Sprache.

Geprägt ist das Spiel von Clapton von seinen Solis, die so lässig rüberkommen, aber dennoch einfach seine Klasse zeigen. Der erste Part seines Sets stand ganz unter dem Motto „Electric“, sprich die E-Gitarre wurde hier über alle Pattern hin bearbeitet. Songs wie „I'm Your Hoochie Coochie Man“ oder „I Shot the Sheriff“ waren hier zu hören, mit viel Blues und Groove. Auch das Publikum, welches natürlich an diesem Tag schon gut „aufgewärmt“ war, klatsche, jubelte und sang mit.

Dann wechselte der Meister an der Gitarre von der E-Gitarre auf die akustische Gitarre. „Honey Bee“ (im Original vom Legende Muddy Waters), „Layla“ und „Tears in Heaven“ fand Platz in diesem Teil der Setlist. Seine Finger „fegten“ über die Gitarre, was jetzt gar nicht die Geschwindigkeit betonen soll, sondern seine Art des Spiels. Ein Mann der vielen Worte ist er nicht, dass zeigte sich auch an diesem Abend. Aber er sprich eben über seine Gitarre, Songs, Musik. Und das honorierte das Publikum mit großem Applaus.

Zum Abschluss wurde dann nochmals die Stratocaster ausgepackt. Natürlich durfte der „Cross Road Blues“ nicht fehlen, eine fantastische Nummer. Aber auch „Sunshine Of Your Love“, ein Cover des Originals von der britischen Rockband Cream, rockig und „dirty“. Ganz zum Schluss noch einen schönen Song vom leider schon verstorbenen Joe Cocker, High Time We Went.

Trotzdem muss am Ende erwähnt werden, dass es bestimmt nicht das Beste Konzert von Clapton war. Vielleicht auf aufgrund der vorangegangenen Covid-Erkrankung wirkte er teils etwas "schlapp iund nicht so energetisch". Vielelleicht lag es auch doch am kalten Wetter, dass er nicht 100% auf Betriebstemperatur kam.

Am Ende waren es 5 Stunden Musik, 4 Sets (wenn wir jetzt mal den "elektrischen" und den "akustischen" Teil von Clapton doppel zählen), 3 tolle Bands und Künstler, 2 ganz große Vertreter des Blues-Rock und 1 Erkenntnis: Auch ohne große Show, kann ein Konzert ganz groß werden, wenn es die richtige Mischung an Künstlern hat. Diese waren mit Zucchero und Eric Clapton gleich im Doppelpack heute vorhanden (und natürlich trugen auch The Bluesanovas ihren Teil dazu bei).

Setlist:
Zucchero

Spirito nel buio
Soul Mama
Il mare impetuoso al tramonto salì sulla Luna e dietro una tendina di stelle…
Sarebbe questo il mondo
La canzone che se ne va
Partigiano reggiano
13 buone ragioni
Ci si arrende
Pene
Facile
Vedo nero
Baila (Sexy Thing)
Dune mosse
Never Is a Moment
Un soffio caldo
Love is all around (Italian version)
L'urlo
Solo una sana e consapevole libidine salva il giovane dallo stress e dall'Azione Cattolica
Miserere
Stayin' Alive
Honky Tonk Train Blues
Il volo
Diamante
X colpa di chi?
Diavolo in me
- Encore -
Chocabeck
Play Video
Senza una donna (Without a Woman)

Eric Clapton
- Electric -
Pretending
Key to the Highway
I'm Your Hoochie Coochie Man
I Shot the Sheriff
White Room
- Acoustic -
Honey Bee
Nobody Knows You When You're Down and Out
Smile
Layla
Tears in Heaven
- Electric -
Badge
Wonderful Tonight
Cross Road Blues
Little Queen of Spades
Sunshine of Your Love
- Encore -
High Time We Went

Von: Dennis Hahn


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