Helge Schneider LIVE - Ein Abend zwischen Genie und Wahnsinn
Man kann wirklich sagen, Helge Schneider ist das Phänomen der deutschen Comedy und ein oft verkanntes Musikgenie. Seit nunmehr 40 Jahren begeistert er mit seiner ganz besonderen Art das deutsche Publikum. Gestern gastierte er im ausverkauften Tempdrom in Berlin, vielleicht zum letzten Mal...
Vom: 21. September 2014 | Autor: Dennis Hahn
Helge Schneider LIVE - Ein Abend zwischen Genie und Wahnsinn
Ja, leider hat Helge Schneider angegekündigt, nun auch in Rente zu gehen, wie er während der Show immer wieder betonte.
Aber am gestriegen Abend, im erwartungsgemäßig komplett gefüllten Tempodrom, zeigt er nochmals einen Querschnitt aus 40 Jahren Helge pur. „Pretty Joe und die Dorfschönheiten“, so lautet der Titel der aktuellen Tour von Helge Schneider. Einen Sinn hat der Titel nicht und mit dem aktuellen Programm auch nicht viel zu tun. Kritiker behaupten sogar, dass ganze Programm von Helge Schneider ist ohne Sinn, Verstand und einfach purer Wahnsinn. Doch wenn man genauer hinschaut und –hört, merkt man irgendwann, dass hinter dem stark improvisierten, aber dennoch durchdachten Programm ein kleiner Genie steckt. Auf jeden Fall ist er ein Meister der Musik.
Kurz nach 20 Uhr kam er, Pretty Joe, im engen Lederdress auf die Bühne, gefolgt von seiner ebenso meisterhaften Band, den Dorfschönheiten, bestehend aus Jazz-Gitarristen Sandro Giampierto, Schlagzeuger Willi Ketzer und anderen Musikern, die ihr Handwerk wirklich verstehen.
Ebenso wie der schon bekannte “ Teebutler-Bodo“, der wie üblich am Rande der Bühne darauf wartete, dem Meister bereitwillig seinen Tee zu servieren und auch bei anderen Dingen zu assistieren. Und selbstverständlich war auch Sergej Gleithmann wieder mit von der Partie, der mit Kurzauftritten und einer Turneinlage das Publikum beglückte.
Viele sagen, entweder liebt man Helge oder man hasst ihn. Meine Meinung dazu ist, wenn man ihn nicht wirklich mal live erlebt hat, kann man dies nur schwer einschätzen, da es doch noch mal etwas ganz anders ist, ihn bei einem Programm live auf der Bühne zu erleben, als nur für ein paar Momente bei TV-Auftritten, meist reduziert auf „Katzeklo“ und andere „Gassenhauer“ des Künstlers.
Klar, seine Art ist schon sehr konfuse und er hat natürlich auch seine ganz spezielle Art des Humors, aber wenn man sich doch versucht man rein zudenken und vielleicht, wenn es auch schwerfällt, probiert den Sinn bzw. Unsinn zu verstehen, wird man schnell zu Fan.
Aber es ist nicht nur die Comedy, sondern wie sich auch an diesem Abend zeigte, die Mischung aus spontaner Interaktion und fantastischen, musikalischen Einlagen, wenn auch die Text natürlich nicht jedem gleich nahe kommt. Das ist es aber, was viele nicht wissen und Helge Schneider deshalb auch unterschätzen, er ist ein genialer Musiker, am Keyboard, der Trompete, am Vibraphon und anderen Instrumenten, wie er es an diesem Abend abermals bewies.
Bei Titel wie „100.000 Rosen“, "Schönheitschirurg von Banania" oder der „Meisenmann“, mit teilweise sehr „sinnfreien“, aber dennoch irgendetwas passenden Texten, erntete er viele Lacher und Applaus. Aber auch mit kurzzeitigen Parodien wie von seinem guten Kumpel Udo Lindenberg (wenn man die Augen zugemacht hat konnte man echt nicht unterscheiden, ob gerade Udo oder Helge als Udo spricht.)
Fazit des Abends: Helge Schneider, ein großer Entertainer, Vollblutmusiker, gewiefter „Comedian“. Kurz gesagt, es ist kein Wahnsinn, sondern er ist ein wahnsinniges Genie! So bleibt es nur zu hoffen, dass er seine "Drohung" nicht wahr macht und sich zur Ruhe setzt bzw. sein Comeback nicht erst mit 99 Jahren startet. Komm wieder Helge!
Folge uns