Alejandro Escovedo - Folkrock-Songwriter aus den USA auf Tour in Berlin

Der Sound von Alejandro Escovedo ist sehr besonders. Eine einmalige Mischung von Punkrock, Kammermusik und Corrida, wie eine Nortena-Version der Velvet Underground. Bei aller gebotenen Skepsis gegenüber derartigen Vergleichen – aber da ist was dran! Escovedo vereinigt die besten dieser Welten. Am 24. April 2019 kommt der Amerikaner ins Quasimodo nach Berlin.

Vom: 17. April 2019 | Autor: Dennis Hahn

Alejandro Escovedo - Solotour des Folkrock-Songwriter aus den USA      (C)Foto: Julia Reihs for KUTX

Alejandro Escovedo - Solotour des Folkrock-Songwriter aus den USA (C)Foto: Julia Reihs for KUTX

Wie bei so vielen begann Escovedos Karriere in einer Punkband, bei The Nuns in den 1970er Jahren. Später startete er mit seinem Bruder die True Believers, die einen Vertrag bei EMI erhielten, mit Los Lobos auf Tour gingen und bis heute einen festen Platz im Herzen aller Roots-Rock-Fans haben.

1992 startete er seine Solokarriere, mit den einschlägigen Höhen und Tiefen – zu Letzteren gehörte eine schwere Krankheit 2003, als er eine Hepatitis C verschleppt hatte, was eine beispiellose Solidaritätsaktion unter seinen Musikerkollegen zur Folge hatte, die das Charity-Album „Por Vida: A Tribute To The Songs Of Alejandro Escovedo“ einspielten, um seine Krankenhauskosten zu decken; wie so viele amerikanische Künstler damals konnte Escovedo sich keine Krankenversicherung leisten. Lucinda Williams, Lenny Kaye (von der Patti Smith Band), Steve Earle, Calexico, Jennifer Warnes, John Cale, die Cowboy Junkies, Sheila E. (ja, die Schlagzeugerin von Prince!), M. Ward, Vic Chesnutt und Howe Gelb und viele andere gehören zu den Interpreten seiner Songs und erwiesen dem Urgestein der Szene ihren Respekt – eine Verneigung, zweifelsohne.

Alejandro Escovedo erfreut sich seit etlichen Jahren wieder bester Gesundheit, und er hat sogar gewisse kommerzielle Erfolge erreicht, seine letzten Alben landeten in den US-Charts, und der legendäre Produzent Tony Visconti, der u.a. T.Rex, Thin Lizzy, die Manic Street Preachers und Morrisey produziert hat, vor allem aber für seine lange Zusammenarbeit mit David Bowie (seit „Space Oddity“) berühmt ist, arbeitete mit Escovedo zusammen.

Escovedo hat wirklich amerikanische Musikgeschichte miterlebt. Und er ist ein Musiker von altem Schrot und Korn, wie man sie hierzulande eben nicht findet: “You just do your good work, and people care,” sagt er. “I always believed, when I was a kid, that if you just worked hard, you would find fulfillment. A working musician is all I ever wanted to be. Hard work, to stay true to what you want to do, and then eventually someone would notice for that very reason.”

Sein aktuelles Album „The Crossing“ erzählt die Geschichte von Salvo (Italien) und Diego (Mexiko), die sich in Texas treffen, um ihr „gelobtes Land“ zu ergründen und noch einmal groß vom Rock’n’Roll zu träumen. Natürlich tritt schnell Ernüchterung ein angesichts Trumps Amerika, und Escovedo erzählt diese Geschichte der Desillusionierung in großartigen Songs und mit einer Musik, die von cinemaskopischen Soundlandschaften über Post-Punk, Americana bis zu sattem Rock reicht.

Natürlich erzählt Alejandro Escovedo hier auch seine eigene Geschichte, die ja nicht erst begann, als der Einwanderer-Sohn aus San Antonio mit The Nuns im Januar 1978 im Vorprogramm der letzten Show der Sex Pistols in San Francisco auftrat. „Schon zuvor war er, als rassistisch angefeindeter Teenager im Surferparadies Orange Country, nicht gerade mit leichtem Gepäck gereist.

Die Band, mit der Alejandro Escovedo diese sehr amerikanische, aber natürlich auch allgemeingültige Geschichte von Flucht, Rassismus und Desillusionierung umgesetzt hat, kommt aus Italien: Don Antonio (of Sacri Cuori fame), auch Koautor des Albums, und die Band „klingen, als hätte man Mott The Hoople und die Stooges mit dem Sir Douglas Quintett gekreuzt, so lässig und tough zugleich reiten sie durch die Songs. Und da haben wir noch nicht von den veritablen Gastmusikern auf dem Album gesprochen: die Riege reicht von Joe Ely und Willy Vlautin (die beide auch je einen Song beigesteuert haben) über Wayne Kramer (MC5) bis zu James Williamson (The Stooges).

Konzert-Termin Berlin: 24. April 2019, Quasimodo

Von: Dennis Hahn


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